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Neunburg vorm Wald/München (Der Neue Tag - 04.11.2024)
Rechtsanwalt Martin Scharf aus Neunburg tauscht vor einem Jahr seinen Bürostuhl mit einem Sitz im Bayerischen Landtag. Der Abgeordnete der Freien Wähler bereut nicht einen Tag und sagt stattdessen: „Ich habe jeden Tag dazu gelernt.“
Als Oberpfalz-Medien Martin Scharf am 30. Oktober zum Jahrestag seines Einzugs in das bayerische Parlament anruft, ist er gerade auf dem Weg vom Hotel zum Flughafen. Der Neunburger Landtagsabgeordnete gönnte sich ein paar Tage Urlaub in Istanbul. Unter anderem in der Metropole am Bosporus hat er nach dem Jurastudium sein Referendariat absolviert, erzählt er.
Wer schon mit Martin Scharf zu tun gehabt hat, weiß, dass er aus dem Stegreif formulieren, seine Erfahrungen beschreiben kann. Das macht ihn authentisch und nahbar. „Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase ist der Übergang in die tägliche Arbeit erfolgt“, blickt er auf das Jahr zurück. Der inzwischen 61-Jährige ist 2023 einer der Greenhorns, der Neulinge im Parlament. Arbeitsabläufe, Sitzungstermine haben sich nach besagter Eingewöhnung eingespielt.
Kontakte nach Tschechien
Der Abgeordnete der Freien Wähler ist Mitglied im Verfassungsausschuss, das ist sein Metier. Zwar hat der Jurist jetzt die Seiten gewechselt und sitzt in der Legislative, aber sein juristisches Wissen kommt ihm zu pass. Förmlich heraussprudelt es aus ihm als er auf den zweiten Ausschuss zu sprechen kommt, dem er angehört. In der Kurzform heißt er Europaausschuss, in der Langform Ausschuss für Bundesund Europaangelegenheiten sowie regionale Beziehungen. „Wegen der Nähe zur tschechischen Grenze ist mir der Ausschuss ein großes Anliegen.“ Er will die Kontakte nach Tschechien pflegen, vertiefen „um näher zusammen zu kommen. In unserer Region und Pilsen, aber auch in Bayern und Tschechien steckt so viel Potenzial.“ Das könnte man durchaus erhöhen.
Mit Russland „nicht verhandeln“
Noch frisch ist sein Eindruck von der Teilnahme des Ausschusses am Helsinki Security Forum Ende September. Dieser Besuch wirkt nach, das ist auch am Telefon zu spüren. „Die Bedrohung dort ist drastisch und realistisch“, sagt er im Hinblick die Sicherheitslage von Finnland und den baltischen Staaten zu Russland und Weißrussland.
Deren eindeutige Aussagen und Haltung zitiert er mit dem Satz: „Mit Russland kann man nicht verhandeln, außer aus einer Position der Stärke heraus.“ Er versteht das auch als eindeutigen Fingerzeig in Richtung BSW und AfD. „Ich habe dort einiges für mich herausgezogen und mitgenommen. „Ich bin den baltischen Staaten sehr dankbar. Sie treten für unsere Belange ein. Das ist toll.“ Auf eine kurze Sprechpause folgt dieser Satz: „Mein Horizont hat sich wahnsinnig erweitert.“ Damit meint er nicht nur das Sicherheitsforum. Das Jahr hat ihm viel gegeben. „Ich habe jeden Tag dazu gelernt.“
Martin Scharf befindet sich aber nicht, weil er jetzt im Europaausschuss mit internationalen Themen befasst ist, auf Höhenflug. Er weiß, wo er herkommt, und sieht sich den Menschen in der Heimat, im Stimmkreis und der Region verpflichtet. „Es freut mich,“ sagt er, „dass ich so manchem helfen konnte.“ Der eine oder andere durfte so beruflich in seine Heimat zurückkehren. „Mein Einsatz ist nicht immer erfolgreich. Stellt sich ein Erfolg ein, ist das super.“ Die Leute honorieren aber auch, dass man sich um ihr, vielleicht schwieriges Anliegen gekümmert hat, wenn es nicht in ihrem Sinne ausgeht.
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Eines gibt er offen zu: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viele Termine habe, aber das ist mein Job.“ Und die Abgeordnetenarbeit gefällt ihm, ist aus seinen Worten heraus zu hören.
Zur Person: Martin Scharf
- Geboren am 1. März 1963 in Neunburg vorm Wald
- Verheiratet, drei erwachsene Kinder
- 1983 Abitur am RobertSchumann-Gymnasium Cham
- 1984 bis 1989 Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Regensburg
- Juli 1993 Zulassung als Rechtsanwalt
- 1998 Mitglied der Freien Wähler
- Seit 2000 Vorsitzender der Freien Wähler Neunburg vorm Wald
- Seit 2002 Mitglied des Stadtrates in Neunburg vorm Wald und Fraktionssprecher der Freien Wähler.
- Seit 2014 Mitglied des Kreistages Schwandorf, ab 2018 Fraktionssprecher
- Ab 30. Oktober 2023 Mitglied des Bayerischen Landtags.
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